Was ist los mit dem Dietrichsteinplatz?

Nicht zu Unrecht wird der Dietrichsteinplatz als Negativbeispiel für schlechte Platzgestaltung herangezogen. Und weit schlimmer ist es, dass mögliche Neugestltungen immer wieder im Sande verlaufen, so zuletzt auch der Entwurf der seinerzeitigen Verkehrsstadträtin und jetzigen Bürgermeisterin Elke Kahr. Mit einem Wort: Der Dietrichsteinplatz ist das Stiefkind der Grazer Stadt- und Verkehrsplanung. Das muss sich jetzt ändern und ist das nördliche Einfahrtstor in einen baugeschichtlich wertvollen Stadtteil von Jakomini endlich einer infrastrukturellen und gestalterischen Aufwertung zu unterziehen.

Gehen wir zurück ins Jahr 2017, da titelte die Woche Graz „Am Dietrichsteinplatz herrscht regelmäßig Verkehrschaos. Für ein neues Konzept gibt es jedoch Hürden. (…) Viele Grazer fühlen sich unsicher, wenn sie den Platz überqueren, das Motto scheint zu lauten: Hier hat alles und jeder Vorrang.“ Und im Jahre 2019 dann die große Ankündigung von Verkehrsstadträtin Elke Kahr in der Kleinen Zeitung:“Jetzt steht ein großer Umbau bevor, der weniger Verkehr und mehr Grünraum bringen soll. (…)  Verkehrsstadträtin Elke Kahr will eine Gunst der Stunde nutzen. „2021/22 werden die Gleise erneuert. Diese notwendige Gleissanierung wollen wir als Chance für eine wirkliche Platzgestaltung ergreifen.“ (…) Das übergeordnete Ziel: Den Verkehrsraum minimieren, die Aufenthaltsqualität  maximieren.“ Gesagt, geplant und erneut verschoben. Denn im Juni 2021 wurde bekanntgegeben, dass der Umbau frühestens 2025 erfolgen wird, da dieser Umbau an die Gleissanierung der Holding gekoppelt ist. Somit verschwanden auch diese Pläne – mehr Grün, mehr Bäume und weniger Verkehrsraum – wieder in den magistratischen und politischen Schubladen und schlummern seither erneut vor sich hin.

Im Bau- und Anlagenbereich hingegen wird sich schon in Kürze am Dietrichsteinplatz einiges ändern.  Im östlichen Teil soll der Umbau der Feuerwache Ost noch im heurigen Jahr starten – so die Ankündigung. Wie die Kleine Zeitung am 04. Mai 2021 berichtete, soll bis Ende 2023 die neue Feuerwache Graz Ost mit einem Investitionsvolumen von 9,5 Millionen Euro entstehen. Einziges Manko dabei: Bis heute wurden mit den Arbeiten am Neubau nicht begonnen. Das einzige was hier zwischenzeitlich passierte, ist der Abriss des in der Altstadtschutzzone befindlichen Biedermeierhauses der ehemaligen Schlosserei Rojko durch die Eigentümer. Diese wollen nämlich an dieser Stelle anstatt des Erhalts und der Sanierung eines kulturhistorischen Baujuwels einen auswechselbaren nullachtfünfzehn Wohnblock errichten. Schade darum.

Tatsächlich wurde soeben auch das direkt gegenüber liegende Biedermeierhaus abgerissen und soll nunmehr einem Neubau weichen. Nicht umsonst wird von den Altstadtschützern immer wieder darauf hingewiesen, dass wenn einmal der erste Abbruch genehmigt wird, dann greift der Ensembleschutz nicht mehr und die ganzen Gebäude einer bauhistorischen wertvollen Fassadenreihe fallen wie Dominosteine einer nach dem anderen um. So passiert es auch hier. Leider ist sowohl die Altstadtschutzkommission, noch die Stadtplanung und auch die neue Stadtregierung nicht gewillt, hier endlich gegen diese Bauunkultur und die nimmersatten anlegerfokussierten Bauinvestorenlobbys etwas zu unternehmen.

Und es ist wohl nur mehr eine Frage der Zeit bis das nächste angrenzende Biedermeierhaus dem Erdboden gleichgemacht wird – wie ein soeben vorgenommener Lokalaugenschein verdeutlicht. Und es passiert immer noch nach der gleichen seit Jahren existierenden Vorgangsweise der Bauinvestoren: Zuerst das Gebäude verfallen lassen und dann wegen wirtschaftlicher Unzumutbarkeit um Abriss ansuchen. Und dem Abbruchansinnen wird leider immer stattgegeben, weil das derzeit noch immer die vom Landesverwaltungsgerichtshof geübte Spruchpraxis ist. Und auch da unternimmt die neue Stadtregierung, obwohl das eines der großen Wahlversprechen war, nichts, um endlich das Altstadterhaltungsgesetz nach dem Wiener Vorbild zu verschärfen, um solche Missstände in den Griff zu bekommen.

Und zu guter Letzt ist noch das Projekt Astoria-Garagen anzuführen, das auch demnächst einem Wohnneubau weichen soll. Der Grundstückseigentümer – so das Bauansuchen – will einen Wohnkomplex in dieses sehr schmale Grundstück hineinpressen und die derzeit oberirdisch gelegenen Garagenplätze zusätzlich auch noch in die Tiefgarage verlegen. Dies ist jedoch nach der rechtsgültigen Bebauungsplanverordnung 0.16.0 Münzgrabenstraße-Dietrichsteinplatz-Kopernikusgasse-Kronesgasse nicht möglich. Hier handelt es sich einzig allein um ein zusätzliches Wertschöpfungsinteresse eines Eigentümers, der nun scheinbar neben den Erträgen aus der Vermietung von Parkplätzen noch zusätzlich Einnahmen aus der Wohnungsvermietung  lukreiieren will. Zur geplanten Errichtung dieses Wohnkomplexes ist jedoch auch kritisch anzumerken, dass es sich in diesem Gebiet um eine historisch gewachsene Altstadtstruktur handelt
und als Altstadtschutzzone ausgewiesen ist. Wie man von Seiten der Stadtplanung als auch von Seiten der Altstadtschutzkommission einen derart hässlichen Mini-Plattenbau mit Mikrowohnungen in diesem wertvollen baukulturhistorischen Stadtteil zulassen kann, ist auch mehr als zu hinterfragen.

In der Tat ist über den Dietrichsteinplatz derzeit wenig positives zu berichten. Kann man nur hoffen, dass der geplante und angekündigte Umbau des Dietrichsteinplatzes die versprochene Verschönerung und Renaturierung dieses baukulturhistorisch wertvollen Stadtteils bringen wird. Und bitte keine Ankündigungen mehr, sondern tatsächliche Umsetzungen. Wir sind schon sehr gespannt darauf.

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