Revitalisierung Ortweinplatz: Park oder Parkplatz? Ja oder Nein?

Der Bezirksrat Jakomini hat erstmals im Jahre 2015 einen einstimmigen Beschluss gefasst, den großflächig versiegelten Ortweinplatz in eine Kleinparkanlage umzuwandeln. Am 04. Juni 2019 erfolgte nunmehr eine örtliche Begehung des Bezirksvorstehers Klaus Strobl, der zuständigen Verkehrsstadträtin Elke Kahr gemeinsam mit den Vertretern des Straßenamtes/Verkehrsreferat Andreas Greiner bzw. Hansjörg Wippl. Dabei wurde die Möglichkeit der Auflassung der bestehenden 15 Parkplätze direkt am Ortweinplatz und als Ersatz die Einrichtung von Schrägparkplätzen in den Nebenstraßen geprüft. Aufgrund der zu geringen Straßenbreite in den Nebenstraßen konnte dieser Ersatzlösung seitens des Straßenamtes keine Zustimmung erteilt werden. Nunmehr liegt es am Bezirksrat Jakomini eine Entscheidung zu treffen, ob die Umgestaltung des Ortweinplatz in eine Kleinparkanlage trotz Wegfall der Parkplätze erfolgen soll.

Der Ortweinplatz ist typisch für ein urbanes Dilemma, das symptomatisch für das Thema „Mehr Freiflächen und Grün in der Stadt“ ist: Einerseits wird von der Bevölkerung mehr öffentliches Grün und mehr Bäume in der Stadt gefordert. Sobald es sich jedoch um Maßnahmen direkt vor der eigenen Haustüre handelt und man auf gewisse persönliche Vorteile verzichten müsste, gibt es immer die gleiche Einwendung: „Bitte nicht vor meiner Haustüre, sondern beim Nachbarn“. Es ist leider so, dass sobald man die Vorteile der persönlichen Mobilität mittels Auto einschränken müsste, ist es vor Ort rasch vorbei mit dem Ruf nach mehr Grün und Bäume.

Der Bezirksrat Jakomini hat im Zuge der Flächenwidmungsplanung FLÄWI 4.0 bereits im Jahre 2015 ein Maßnahmenpaket zur Grünraumsicherung im Bezirk Jakomini einstimmig beschlossen. Unter anderem wurde darin die Umwidmung des Ortweinplatz in eine ÖPA Öffentliche Parkanlage vorgeschlagen. Die Stadtplanung folgte diesem Vorschlag und ist im FLÄWI 4.0 der Ortweinplatz nunmehr, wie der tieferstehende Planauszug zeigt, als ÖPA ausgewiesen.

 

In einem Artikel der Kleinen Zeitung vom 04.10.2015 unter dem Titel „Mehr Grün, weniger Grau“ wurde der Ortweinplatz so beschrieben: „Grauer, brüchiger Beton, große Müllcontainer, Parkplätze und eine kleine dreieckige Rasenfläche. Wenig einladend wirkt der Ortweinplatz, einen Grund zum Verweilen gibt es hier nicht.“ Und etwas weiter im Bericht: „Auch mit Gegenwind ist zu rechnen, wird doch der Plan, den bestehenden Autoparkplatz aufzulassen und Asphaltflächen durch Erd- und Grasflächen zu ersetzen, nicht jeden Bürger begeistern.“

Um jedoch mittelfristig in dem nach wie vor am höchsten mit öffentlichen Grünraum unterversorgten Bezirk Jakomini zu einem Mehr an Lebensraum für die Menschen im direkten Wohnumfeld zu kommen, wird es notwendig sein, auch da und dort Parkplatzreduktionen vorzunehmen. Vor allem in Gebieten, wo der Anschluss an das öffentliche Personennahverkehrs- bzw. das Radwegenetz der Stadt Graz gegeben ist. Und dies ist gerade am Ortweinplatz der Fall, wo die Straßenbahnhaltestelle in unmittelbarer Nähe in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße vorhanden ist.

Im Jahr 2016 wurden erneut ein Antrag vom Bezirksrat Jakomini einstimmig beschlossen, in welcher die „Auflassung der 15 Parkplätze“ gefordert wurden jedoch unter der Bedingung, dass geprüft wird, ob ein Ersatz der Parkplätze direkt am Ortweinplatz in den Nebenstraßen durch die Errichtung von Schrägparkplätzen möglich ist. Diese Anträge wurden jedoch seitens des Straßenamt mit folgender Begründung abgelehnt:

„Von Seite des Straßenamtes wurde aber zur Umgestaltung nun eingewendet, dass die Stellplatznachfrage in diesem Bereich hoch ist und deshalb auf Maßnahmen, die die Anzahl der KFZ‐Abstellplätze reduziert, verzichtet werden soll. Da keine Kompensation von Abstellplätzen im Nahbereich möglich ist, wurde vom zuständigen Stadtsenatsreferenten daraufhin die Entscheidung getroffen, dass eine Umgestaltung des Ortweinplatzes in eine Parkanlage inklusive Reduzierung der Abstellplätze derzeit nicht veranlasst werden soll.“

Mittlerweile ist ja der FLÄWI 4.0 rechtskräftig und müsste demnach der Ortweinplatz in eine Kleinparkanlage rückgebaut werden. Im Zuge einer Begehung vor Ort am 04. Juni 2019 mit Verkehrsstadträtin Elke Kahr, der Vertreter des Straßenamtes/Verkehrsreferat Andreas Greiner bzw. Hansjörg Wippl und der Bezirksvorstehung wurden erneut die Einrichtung von Schrägparkplätzen in den Nebenstraßen geprüft.

Aufgrund der zu geringen Straßenbreiten in den Nebenstraßen (durchschnittlich 9,20‐9,40m) wurden erneut seitens des Straßenamtes eine Umsetzung von Schrägparkplätzen abgelehnt, da dies entsprechend der Verkehrsplanungsrichtlinie der Stadt Graz die Mindestbreite einer Straße von 10,0-10,5 Meter inkl. Radfahrstreifen bräuchte.

Der Bezirksrat Jakomini wird daher in der nächsten Bezirksratssitzung im September 2019 über die weitere Vorgehensweise in der Agenda Ortweinplatz beraten und einen Grundsatzbeschluss fassen. Bezirksvorsteher Klaus Strobl wird dem Bezirksrat Jakomini vorschlagen für eine Revitalisierung des  Ortweinplatz ein Bürgerbeteiligungsverfahren entsprechend der Leitlinien für Bürgerbeteiligung anzuregen, um die umliegende Bevölkerung in einen möglichen Umgestaltungsprozess miteinzubeziehen. Dabei sollten seitens der Abteilung für Grünraum- und Verkehrsplanung mehrere Szenarien für eine mögliche Kleinparkanlage Ortweinplatz ausgearbeitet und anschließend mit den AnrainerInnen diskutiert werden.

Wie die Kleine Zeitung zuletzt am 10. Juni 2019 berichtete, wird also erneut nach einer Lösung für den Ortweinplatz gerungen: Einerseits ist der Bezirk Jakomini eine Hitzeinsel und ein mit Grün- und Freiraumflächen massiv unterversorgter Bezirk, andererseits besteht in der Gegend rund um den Ortweinplatz ein sehr hoher Parkdruck in Bezug auf Autoabstellflächen.

Es wird auch zu diskutieren sein, ob eine Lösung nicht darin bestehen könnte, dass die AnrainerInnen mit Privat-PKW diese in den etwas weiter entfernt gelegenen Nebenstraßen westlich der Conrad-von-Hötzendorf-Straße zukünftig abstellen, wo ja der Parkdruck auch in den Abendstunden wesentlich geringer ist. Denn die Kurzparkzone 5 reicht vom Ortweinplatz bis zur Pestalozzistraße/Augartenpark.

Nach oben scrollen